Tujetsch
Tujetsch ist der Name für das ganze Tal, für die ganze politische Gemeinde. Tujetsch ist also kein Dorf, sondern umfasst die folgenden 11 Fraktionen: Tschamut, Selva, Dieni, Rueras, Zarcuns, Camischolas, Gionda, Sedrun, Bugnei, Surrein und Cavorgia. Sedrun ist der politische und kirchliche Hauptort des Tujetsch. Der Name Sedrun ist bekannter als Tujetsch und wird deshalb manchmal für das ganze Tal verwendet.
Tschamut
Tschamut ist das Dorf, das am weitesten im Westen des Kantons Graubünden liegt. Dieser oberste Teil des Tales wurde durch vom Urserental eingewanderte Walser besiedelt und erschlossen. Der Name Z’mut ‚auf dem Hügel‘ zeugt von dieser Herkunft. Durch das Kloster Disentis bekamen die Einwohner von Tschamut das Privileg einer eigenen Alp, der Alp Tschamut. Erst im Jahr 1866, nach langen und zähen Verhandlungen, schlossen sich die Tschamutter dem übrigen Tal an. Die Kapelle aus dem 15. Jahrhundert ist dem heiligen Nikolaus gewidmet und war lange eine Hospizkapelle. Bewundernswert sind die Schnitzereien und die Verzierungen im Kapellengewölbe.
Selva
Auch dieses Dorf hat walserische Wurzeln, lange hiess es nämlich ‚Selvaningen‘ oder ‚Im Holz‘. Selva hatte mit mehreren Unglücksfallen zu kämpfen, vor allem mit Lawinenniedergängen und Feuersbrünsten. Der Dorfbrand von 1949 hat das Erscheinungsbild des Dorfes radikal verändert. Häuser und Ställe wurden mit Hilfe und Unterstützung der ganzen Schweizer Bevölkerung wieder aufgebaut. Kirche- und Pfarrhausdach bekamen ein Steinplattendach. Die neue Kirche ist dem heiligen Johannes dem Evangelisten gewidmet und während der Sommermonate dient sie als Wallfahrtskirche der Muttergottes.
Durch die Errichtung des Golfplatzes, ein weiterer wichtiger Wendepunkt, wurde die Berglandschaft zu einer touristisch genutzten Landschaft.
Sutcrestas liegt ein Stück weit westlich von Selva. Von 1853-1890, also bis man begann Lawinenverbauungen zu bauen und die Hänge oberhalb Selva zu bewalden, war es im Winter Zufluchtsort der Bewohner von Selva. In Sutcrestas, auf halbem Weg zwischen Tschamut und Selva, wurde ebenfalls ein Schulhaus erbaut. In den vierziger Jahren des 20. Jahrhunderts besuchten ungefähr 40 Schulkinder aus beiden Dörfern diese Schule.
Dieni
Dieni ist das erste Dorf, welches man erreicht, wenn man vom Oberalppass und um die Kurve von Sumsassi kommt. Hier hat man eine wunderbare Aussicht auf Tujetsch. Zum ersten Mal zeigt sich das Tal in seiner gesamten Breite.
Rueras
Das Dorf Rueras ist die zweitgrösste Fraktion des Tales. Die Dorfkirche ist dem heiligen Jakob gewidmet und datiert aus dem 18. Jahrhundert. Sie ersetzte damals eine Kapelle, welche im 15. Jahrhundert errichtet worden war.
Ursprünglich hiess Rueras ‚Meierhof‘ und war ein Gut des Klosters Disentis. Rueras wurde zwei Mal von Umweltkatastrophen heimgesucht. Am 6. Februar 1749, nachdem es eine Woche lang geschneit hatte, donnerten die beiden Lawinen der Pulanera und der Val Milà ins Tal. Die Lawinen begruben 100 Personen und 327 Tiere. 64 Personen fanden in jener Nacht den Tod. 23 Häuser, 39 Ställe, 5 Mühlen und eine Sägerei wurden zerstört. Nach einer ähnlichen Tragödie im Jahr 1817 mit 27 Opfern wurde im Westen des Dorfes ein grosser Damm errichtet, um Leute und Tiere vor den Lawinen zu schützen.
Zarcuns
Die Kapelle der heiligen Muttergottes und Gionet von Giuv sind mit dem Weiler Zarcuns eng verbunden. Die Sage erzählt, dass 1622 die Muttergottes eben diesem Gionet erschienen sei. Die Kapelle wurde dann im Jahr 1629 erbaut. Bemerkenswert sind die Wandgemälde, welche Augenblicke aus dem Leben von Jesus festhalten. Just neben der Kapelle befindet sich ein Haus, welches im typischen Gotthardstil erbaut wurde.
An einem Haus oben im Dorf hängt ein Kreuz mit den Requisiten der Kreuzigung Jesu. Es erinnert an die Helfer, die sich im Jahre 1749 auf den Weg nach Rueras gemacht hatten, um den Lawinenopfern zu Hilfe zu kommen, und dabei selbst von einer Lawine, von der Lawine von l’Ondadusa, begraben wurden.
Camischolas
Die Kapelle der hl. Anna mit ihrem gotischen Altar und Abbildungen im Gewölbe des Kirchenchores wird 1517 zum ersten Mal urkundlich erwähnt. Der Dorfbrand am Tag des heiligen Placidus (11.7.) des Jahres 1822 zerstörte dieses Gotteshaus und das ganze Dorf. Die Restaurierung der Kapelle im Jahr 1997 förderte die Bilder im Gewölbe des Chores zu Tage. Durch die touristische Entwicklung ist das Dorf entlang der Hauptstrasse in den letzten Jahren stark gewachsen und hat sich so mit Gionda vereinigt.
Sedrun und Gionda
Sedrun war von jeher von Rüfen vom Drun bedroht. Daher auch der Name Sedrun, früher Surdragun (1483), was soviel bedeutet wie ’sin il dargun‘ (auf dem Wildbach). Während der Name Rueras, vom deutschen ‚Rüfe‘, deutschen (walserischen) Ursprungs ist, ist der Name Sedrun rätoromanischen Ursprungs. Wir sehen hier also schön die Sprachgrenze.
Sedrun ist heute der Hauptort des Tujetsch. Das Dorf wird durch den Wildbach Drun in die zwei Teile Sedrun und Gionda unterteilt. In Gionda befindet sich heute das Gemeindehaus, das Schulhaus und der Sportplatz Dulezi; in Sedrun die Pfarrkirche, das Museum La Truaisch, die Wellnessoase und die Post.
Bugnei
Bugnei ist das letzte Dorf, das man durchfährt, bevor man die Gemeinde Tujetsch in Richtung Disentis verlässt. Der Patron der Kapelle ist der heilige Joseph. Im 19. Jahrhundert gab es in Bugnei eine kleine Tongeschirrfabrik. Diese wurde von Sep Antoni Deragisch, auch der “Hafner” genannt, geführt.
Surrein
Surrein kommt von ’sul Rein‘ (über den Rhein). Die Fraktion Foppas gehört auch zu Surrein. Früher waren auch Nacla, Sax und Canadal bewohnt. Der hl. Antonius ist der Patron der Kapelle, welche im Jahr 1927 von Foppas an ihren heutigen Standort, in der Mitte zwischen den zwei Dorfteilen, verlegt wurde.
In Foppas/Surrein gibt es einen Brotbackofen, der im Jahr 1997 rekonstruiert worden ist.
Cavorgia
Der zweite Weiler auf der rechten Talseite ist Cavorgia. Es ist das am tiefsten gelegene Dorf des ganzen Tales. In der Ebene ‚Plaun Sogn Leci‘ befindet sich die Kapelle, die dem besagten Heiligen gewidmet ist. Von Cavorgia aus führt ein schöner Spazierweg über Stagias in die Val Medel oder hinunter nach Mompé Medel.